Ausbildung

Alpakas sind eher scheue Tiere. Außerdem sollte man im ersten Lebensjahr so wenig wie möglich Kontakt zu diesen Tieren halten - auch wenn es schwer fällt - damit sie nicht fehlgeprägt werden. Dieser Umstand macht es natürlich umsomehr schwierig, die Tiere an uns Menschen insofern zu gewöhnen, dass man mit ihnen näher umgehen kann. Es sei vorweg genommen: Kuscheltiere werden die wenigsten.

Was kann ein Alpaka alles lernen?

Von den einfachen Dingen (die meiner Meinung nach jedes Alpaka kennen und können sollte) wie Halftern, Führen und Anfassen lassen ist es (für den eigenen Rücken) sehr hilfreich, wenn die Tiere sich die Krallen im Stehen schneiden lassen. 

Sie können aber noch viel mehr: Spazieren gehen, tiergestützte Therapien, Parcours laufen, kleine Tricks (hinlegen auf Kommando, Beine heben usw.)

Da ich öfters spazieren gehe und nicht immer die selben Wege gehen möchte, hab ich meinen Spaziergängern das Autofahren in meinem 'Alpaka-Taxi' beigebracht. Hier ein Beispiel, wie ich meinem Maggio ins Auto bitte und das Hinlegen fordere:

1. Spring ins Auto

Wenn ein Alpaka das erstmal verstanden hat, geht das recht einfach. Maggio fährt gerne Auto und guckt viel aus dem Fenster. Das Hinlegen ist z.B. auch nützlich, wenn kleine Kinder Angst haben vor großen Tieren. In dem man das “riesige” Alpaka sich hinlegen lässt, verlieren sie viel von ihrer bedrohlichen Größe.

Bei der Schur ist es für Mensch und Tier stressfreier, wenn das Alpaka kooperativ ist. Hier Maggio bei der Schur sogar ohne Halfter - ich fixiere ihn nur mit einem Finger! Der kleine Alejandro schaut zu und lernt.

 

 

Sie sehen, vielfältig sind die Ergebnisse, wenn ein Tier erstmal Vertrauen gefasst hat. Und manche kuscheln eben doch ...

 

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Wie fängt man Alpakas von der Weide ein?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Alpakas sind sehr scheue Tiere. Man sollte sich darüber im klaren sein, dass sie nicht so zahm werden wie Pferde oder Ponys und auch das gestreichelt bzw. gekrault werden anstatt zu geniessen eher geduldig über sich ergehen lassen - wenn überhaupt. Auch hier gibt es natürlich Ausnahme-Tiere, wobei ich die Erfahrung gemacht habe, dass meine Chalimar manchmal nicht genug bekommen kann, am nächsten Tag aber das pure Entsetzen in ihren Augen zu lesen ist, wenn ich nur daran denke, sie berühren zu wollen. 

 

 

Das Einfangen kann sich daher schon als sehr problematisch erweisen. Am geschicktesten ist es natürlich, wenn man die Weide so einzäunt, dass eine einzelne Person nur hinter den Tieren herlaufen braucht und diese dann gar nicht anders können, als in einen Paddock zu laufen, den man nur noch zu machen braucht. Das allerdings geht in den seltensten Fällen, da man ja auch Weidewechsel betreibt, mehrere Gruppen hält usw. 

Es gibt Alpakahalter/-züchter die der Ansicht sind, den Kameliden langt das, was wir an Wiese und Heu in Deutschland anbieten können. Da ich hier ganz und gar anderer Ansicht bin (die Gründe dafür an anderer Stelle) sind meine Alpakas daran gewöhnt, abends "Freßchen" zu bekommen und stehen meist schon da mit großen "verhungerten" Blicken.

Wenn sie dann genüsslich am schmatzen sind, brauche ich nur noch den Weideausgang zu verschließen - und später, wenn alles aufgegessen ist, in aller Ruhe mein Tier aus der Gruppe rausholen.

Es kann allerdings auch vorkommen, dass ich ein Tier ausserhalb der Fütterungszeit fangen muss. Selten funktioniert das mit gezielt diesem Tier, so dass es einfacher ist, die gesamte Gruppe in den Paddock zu verbringen.
Wenn Futter als Lockmittel für die Herde nicht gelingt, behelfe ich mich mit zwei Longierpeitschen aus meinem früheren Pferdefundus. Zwei lange Stöcke, vorzugsweise dünnere aus Bambus wegen dem Gewicht, tun es aber auch. Ein ca. ein Meter langes Lederbändchen an den Stöcken befestigt zum Wedeln, evtl. auch Berühren der Tiere macht es noch einfacher. Damit "bewaffnet" geht man langsam - sehr langsam - und behutsam auf die Tiere zu. Wenn die erstmal losgaloppieren kann man es vergessen. Sie müssen genauso langsam gehen, dann hat man gute Chancen, die Tiere dahin zu dirigieren, wohin man sie haben will. Man sollte natürlich eine Wand/Zaun etc. zur Hilfe nehmen. Das ranghöchste Tier MUSS dabei sein, so kann man dann getrost das eine oder andere Tier vernachlässigen - es kommt von alleine mit.

Meine Tiere haben Namen, und sie kennen ihre Namen sehr gut. Will beispielsweise mein kleiner schwarzer Teufel mal wieder aus der Reihe tanzen, reicht meist ein scharf ausgesprochenes "Kassi!!!" vollkommen aus, sie wieder in Reih und Glied zu bekommmen. Man muss sehr konzentriert arbeiten und mit den Stöcken rechtszeitig reagieren, und das kostet auch schon ein wenig Übung. Man sollte daher nicht gleich auf einer 2 ha Weide damit beginnen, weit verstreute Alpakas mit dieser Methode einzufangen - dass wird kaum klappen. Und man muss ruhig bleiben, auch wenn es nicht klappt. Tief durchatmen und es noch einmal versuchen - schön langsam.

 

Das Hinlegen auf Kommando

 

Alpakas - ganz besonders die Buben - sind sehr empfindlich, was das Berühren der Beine angeht. Das leuchtet einem ein, wenn man schon mal Alpakas spielen oder gar kämpfen gesehen hat. Dabei versuchen sie sich nämlich gegenseitig in die Beine zu beißen.

Wenn man zu einem Tier bereits genügend Vertrauen aufgebaut hat, kann man versuchen, ihm das Hinlegen auf Befehl beizubringen. Das Tier sollte also halfterführig sein, und es wäre von Vorteil, wenn es sich die Krallen ohne große Probleme im Stehen schneiden lässt. Man stellt sich seitlich zu dem Tier. Nun nimmt man ein Vorderbein abgeknickt ganz hoch, greift nach dem anderen Vorderbein und nimmt dieses ebenfalls. Je nach Temperament reagiert jedes Alpaka anders darauf. Meist wird es sich durch Steigen und mit kräftigem Wegziehen der Beine wehren.

Da aber eine Eigenschaft der Alpakas ist, sich hinzulegen, wenn sie nicht mehr wollen, tun sie dies meist recht schnell. Sobald es sich legt, sollte man ein immer gleichbleibendes Kommando sagen. Wenn man dies ein paar mal übt, geht das erstaunlich schnell. Bei Maggio brauche ich nur mit meinem Zeigefinger auf die Füße zu zeigen, sage "down" und schon kniet er nieder. Wenn er mit den Hinterbeinen nicht folgt, pieckse ich mit dem Finger zwischen Bauch und Oberschenkel (sehr kitzlige Stelle) und schwubs liegt er ganz. Man sollte von Anfang an das Aufstehen mit einem Kommando herbeiführen, so dass das Tier weiß, wann die Übung beendet ist. Mit ruhiger Stimme dabei loben ist alles, was meine Alpakas möchten. Leckerlis sind meist nicht erwünscht. Wenn ich zufrieden bin und es ihnen sage und ausgiebig lobe, ist ihnen das als Anerkennung genug. Schließlich wollen sie ja alles richtig machen, verstehen bloß oft nicht, was der Mensch eigentlich will. Umso deutlicher muss man ihnen sagen, was uns Menschen denn gefällt. Überhaupt ist mir aufgefallen: es wird viel zu wenig mit den Alpis gesprochen, vielleicht weil "man" der Meinung ist, die verstehen ja sowieso nix. Naja, verstehen tun sie es wohl nicht, aber der Klang der Stimme wissen sie schon zuzuordnen. Und wiederkehrende Worte versteht ein Alpaka viel schneller als ein Pferd (sagte ich nicht bereits, dass die kleinen Kameliden sehr intelligent sind?)

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2. Hinlegen3. braver Jung